Oberliga-Saison der Herren

 

Trotz einiger Ausfälle gelangen dem Team der JG Münster am 1. Kampftag der Oberliga am 9. Juni in Leverkusen gleich zwei Siege. Ein wenig unerwartet, aber nichtsdestotrotz aufgrund der starken kämpferischen Leistung aller neun eingesetzten Akteure vollauf verdient. Im ersten Mannschaftskampf hatten es die JGler mit dem Beueler JC zu tun. In einem hoch spannenden Kampf gewann Malte Jansen (-90kg) mit zunehmender Kampfdauer die Oberhand gegenüber Johannes Frey und sorgte mit Waza-ari-Wertung für den ersten Punkt. Den zwischenzeitlichen Ausgleich (Lucas Hinderberger unterlag Gerrit Frey im Kampf -100kg) wandelte dann Maltes Bruder Erik (-81kg) in eine 2:1 Führung. Auch hier wieder eine äußerst packende Begegnung, die Erik nach gut vier Minuten mit Armhebel für sich entschied. Dann aber legten die Judoka der JG den Turbo ein. Gerade einmal 50 Sekunden benötigte Darius Beike (-66kg), um Semjon Wißfeld mit Ippon auf die Matte zu befördern. Nur fünf Sekunden länger brauchte Felix Potthoff (+100kg). Gegen den Würger im Stand hatte der Bonner Uli Viehof keine Chance und gab auf. Das war die vorzeitige Entscheidung zum uneinholbaren 4:1. Doch auch Gal Raz (-60kg) und Henrik Hilger (-73kg) wollten sich nicht lumpen lassen und steuerten noch zwei weitere Siege zum überraschend deutlichen 6:1 (52:10) bei. Gal gelangen drei Yuko-Wertungen. Henrik gewann nach 70 Sekunden mit Ippon, nachdem er seinen Gegner kurz vorher schon mit Waza-ari auf die Matte geschickt hatte. Zwischenzeitlich trennten sich Leverkusen : Beuel 5:2. In der zweiten Begegnung der Münsteraner traf man auf die Zweitvertretung des Gastgebers, die als Favorit in diese Partie gingen, obwohl auch Bayer Leverkusen mit einigen Ausfällen zu kämpfen hatte. Doch es sollte anders kommen. Wieder lieferte Malte Jansen zu Beginn eine hoch motivierte Leistung. Zunächst ging der Münsteraner Mannschaftskapitän mit Waza-ari in Front, um dann nach zweieinhalb Minuten einen vollen Punkt zu landen. Das war erneut Motivation für das JG-Team. So hielt sich Lucas Hinderberger (-100kg) gegen den starken Rafael Mattukat lange Zeit glänzend. Ein vielversprechender Ansatz aber wurde ihm zum Verhängnis, als er nicht konsequent genug durchzog. Ein Augenblick des Zögerns reichte dem Leverkusener für den entscheidenden Konter. Wieder stand es 1:1. Doch die JGler ließen nicht locker. Wieder einmal sorgte Erik Jansen für einen 2:1 Vorsprung. Nach nur 57 Sekunden hatte er Tom Beyer besiegt. Eine unglückliche Niederlage von Christof Duhme (-66kg) nach nur sechs Sekunden hielt die Begegnung weiterhin spannend. Den schnellsten JG-Sieg landete im Anschluss dann Felix Potthoff, als er den jungen Leverkusener Schwergewichtler Maximilian Greiner schon nach 27 Sekunden mit einem Seoi-nage auf den Rücken warf. Dabei zeigte sich die ganze Routine des erfahrensten Münsteraner Kämpfers, der seinem deutlich schwereren Gegner von Anfang keine Atempause gönnte und dessen ersten Fehler gleich bestrafte. Als dann Gal Raz gegen Tim Resag trotz eines sehr guten Kampfes unterlag, wurde es noch einmal richtig spannend. Im alles entscheidenden Kampf (-73kg) standen sich Julius Walorski und Michael Arndt gegenüber. Nachdem der Leverkusener schon mit Waza-ari in Führung gegangen war, konnte Julius seinen ersten Oberliga-Kampf noch umbiegen und nach knapp dreieinhalb Minuten mit vollem Punkt gewinnen. Am Ende stand dann ein 4:3 (40:30). Ernüchterung auf Leverkusener Seite. Riesenjubel bei der JG. Mit kaum für möglich gehaltenen vier Punkten im Gepäck trat man die Heimreise an und lag damit auf dem 2. Tabellenplatz.

 

Zwei Wochen nach dem tollen Auftakt in Leverkusen lieferte das Oberliga-Team der JG am 22. Juni wiederum eine sehr gute Leistung ab – diesmal auf heimischer Matte. Leider wurde das Engagement am 2. Kampftag nur teilweise belohnt. Nachdem Yamanashi Porz gegen den PSV Duisburg im ersten Kampf des Tages mit 5:2 deutlich die Oberhand behalten hatte, traf das JG-Team auf Porz. Zwar unterlag Henrik Hilger (-73kg) aufgrund einer Unachtsamkeit zum Auftakt schon nach 16 Sekunden, doch Lars Liebetrau (-66kg) schickte den erfahrenen Malte Beck nach knapp drei Minuten durch einen tiefen Seoi-nage auf die Matte. Ausgleich 1:1. In seinem ersten Oberligakampf steigerte sich Stefan Herz (-60kg) nach anfänglicher Unsicherheit und dominierte den Kampf gegen Daniele Palma. Nach komfortabler Waza-ari- und Yuko-Führung brachte ein Haltegriff nach 3:16 min. den Sieg. Leider gingen die beiden nächsten Kämpfe von Felix Potthoff (-90kg gegen Marcel Martins) und Johannes von Einsiedel (-100kg gegen Rene Jeske) verloren, so dass Porz mit 3:2 in Führung gehen konnte. Doch Malte Jansen (-81kg) schaffte mit seinem Würger nach gut zwei Minuten den Ausgleich zum 3:3. Nun hatte es Benjamin Wiens (+100kg) in der Hand, die Partie zugunsten der Münsteraner zu entscheiden. Zunächst hatte er durchaus Vorteile zu verzeichnen, auch wenn er keine Wertung erzielen konnte. Aber eine kleine Unaufmerksamkeit, die sein Gegner Hendrik Clausdeinken gnadenlos ausnutzte, wurde ihm zum Verhängnis. So ging eine Begegnung recht unglücklich verloren, in der drei Kämpfe durchaus anders hätten ausgehen können. Endstand: 4:3 für Porz. In der Begegnung mit dem PSV Duisburg baute man – bis auf die Gewichtsklasse bis 66 kg – noch einmal auf die gleiche Besetzung. Diesmal ließ sich Henrik Hilger nicht überraschen und warf seinen Gegner seinerseits nach nur zwölf Sekunden auf die Matte. Damit verzeichnete er mit insgesamt ganzen 28 Sekunden Kampfzeit den mit Abstand kürzesten Einsatz aller Akteure. Als Darius Beike (-66kg) nach etwas mehr als einer Minute Felix Reese unterlag, war die Partie wieder ausgeglichen. Stefan Herz brachte die JG allerdings mit seinem zweiten Sieg wieder mit 2:1 in Front. Dabei verteidigte er einen recht frühen Waza-ari-Vorsprung mit letzter Kraft bis zum Ende der fünf Minuten. Doch wieder konnten die Duisburger ausgleichen, als Felix Potthoff, dem fehlendes Training anzumerken war, dem starken Christian Beckmann unterlag. Anschließend allerdings machte Johannes von Einsiedel alles klar, indem er seinen Gegenüber Dustin Lünsmann schon nach 39 Sekunden voll auf den Rücken warf. Das war der entscheidende Punkt, denn in der Gewichtsklasse bis 81 kg hatten die Duisburger keinen Kämpfer aufgeboten, so dass Malte Jansen kampflos den entscheidenden vierten Punkt für die JG zugesprochen bekam. Dass Benjamin Wiens den letzten Kampf verlor, war dann nicht mehr entscheidend. Die JG hatte 4:3 gewonnen. Alles in allem wurden den Zuschauern – endlich waren mal ein paar da – eine ganze Reihe spannender Kämpfe und auch gutes Judo geboten. Durch die Niederlage rutschte die JG auf Platz 4 hinter Bayer Leverkusen II (2.) und JC Hennef (3.) ab, blieb allerdings vor Porz. Neuer Tabellenführer war der TV Brühl mit 7:1 Punkten.

 

Zum 3. Kampftag am 6. Juli trat das Oberligateam der JG in Mülheim an. Man hatte sich vorgenommen, seine Position in der Spitzengruppe zu behaupten. Das allerdings hieß, mindestens 3, wenn nicht sogar alle 4 Punkte zu holen. In der ersten Begegnung hatte man es mit dem punktgleichen JC Hennef zu tun. In der schwersten Gewichtsklasse (+100kg) musste Johannes von Einsiedel allerdings gleich eine Niederlage gegen den noch sehr jungen, aber kräftigen Marcel Weinhold einstecken, gegen den er trotz großen Engagements letztendlich nicht genügend Druck aufbauen konnte, so dass er nach knapp der Hälfte der Kampfzeit ausgekontert wurde. Den 0:1 Rückstand jedoch glich Felix Potthoff (-100kg) nach einer Minute aus. Anschließend hatte Stefan Herz (-60kg) gegen einen technisch großartigen Moritz Plafky keine Chance. Der zeigte innerhalb von nicht einmal einer Minute, wie man gleich drei Wurfrichtungen perfekt und erfolgreich kombinieren kann. Malte Jansen (-90kg) und Lars Liebetrau (-66kg) wandelten den 1:2-Rückstand in eine 3:2-Führung um. Ein kämpferisch bärenstarker Malte verteidigte dabei eine Yuko-Führung bis zum Schluss und machte dabei seiner Funktion als Mannschaftskapitän alle Ehre. Und ein ebenfalls hoch motivierter Lars setzte seinen Gegner Sebastian Herrmann von Anfang an Druck und siegte nach nur 52 Sekunden. Nachdem dann Darius Beike (-73kg) gegen Robin Gauchel, wie nicht anders zu erwarten, auf verlorenem Posten Stand, trat Erik Jansen im entscheidenden Kampf (-81kg) gegen Lars Krautscheid an. Beide kämpften bis zum Umfallen. Außer einer Strafe aber sprang trotz einiger vielversprechender Ansätze für Erik nicht heraus, da sich sein Gegner doch immer wieder geschickt aus der Affäre zog. Damit blieb es beim Unentschieden. Der zweite Gegner an diesem Tag war der Gastgeber Viktoria Mülheim, den man – obwohl Tabellenletzter und noch ohne jeglichen Punkt – auf keinen Fall unterschätzen durfte. So trat das JG-Team noch einmal voll motiviert an. Leider ging wiederum gleich der erste Kampf verloren. Der bis 81 kg eingewogene Lothar Lagemann unterlag dem körperlich überlegenen Anjum (eingewogen bis 100 kg) im Superschwergewichtskampf nach einer guten Minute. Hatte die Führung bei den abstiegsbedrohten Mülheimern neue Hoffnung geweckt, so wurde diese sofort wieder zunichte gemacht. Denn Felix Potthoff (-100kg) und Stefan Herz (-60kg) wendeten mit schnellen vorzeitigen Siegen das Blatt. Die JG ging 2:1 in Führung, ehe Malte Jansen (-90kg) in 24 Sekunden der schnellste Sieg des Tages gelang. Nun war es an Lars Liebetrau, den Sieg vorzeitig unter Dach und Fach zu bringen. In einer jederzeit spannenden Begegnung (-66kg) setzte er sich schließlich mit Waza-ari- und Yuko-Wertung gegen Rene Rockenfeller durch. Im Anschluss lieferte Darius Beike (-73kg) gegen den starken Sander Dijkstra einen sehr engagierten Kampf, konnte aber eine Niederlage letztlich nicht verhindern. Den Schlusspunkt schließlich zu einem deutlichen 5:2-Erfolg setzte Erik Jansen (-81kg). Er setzte Patrick Menzel von Anfang an unter Druck, ging mit Yuko-Wertung in Führung und ließ nach 1:18 min. den entscheidenden Ippon folgen. Damit konnte sich das JG-Team (9:3 Punkte) auf den 3. Platz in der Tabelle vorarbeiten, blieb allerdings aufgrund der etwas schlechteren Unterbewertung weiterhin hinter den punktgleichen Hennefern. An der Spitze blieb der Brühler TV, der auch am dritten Kampftag ohne Niederlage blieb und nun mit 11:1 Punkten die Tabelle anführte. Dennoch blieb ein Funken Hoffnung für die JG auf die Oberliga-Meisterschaft. Grundvoraussetzung dazu allerdings – da war man sich im Klaren - würden zwei Siege gegen Gastgeber SUA Witten III und eben jenen Brühler TV nach den Sommerferien am 15. September sein. Keine leichte Aufgabe, aber machbar.

 

Genau das hatte man am 4. und letzten Kampftag (15.9.) im Kopf, als man nach Witten reiste, um sich dort die Meisterschaft zu sichern. Und es sollte ungemein spannend werden. Gegner in der ersten Begegnung war der aktuelle Tabellenführer Brühler TV. Die Rheinländer hatten zu diesem Zeitpunkt zwei Punkte Vorsprung auf die JG. Ein Sieg also war Pflicht, wenn man sich die Chance auf Platz 1 erhalten wollte. Und es begann furios. In der Gewichtsklasse bis 81 kg lieferte sich Erik Jansen einen hoch spannenden Kampf mit Ruben Wolf, den er nach 5:1 Yuko-Wertungen schließlich durch Haltegriff für sich entscheiden konnte. Ihm folgte sein Bruder Malte (-90kg), der seinen Gegner Tom Weyand ebenfalls per Haltegriff nach vier Minuten besiegen konnte. Als dann auch noch Johannes von Einsiedel (-100kg) einen für ihn ungewöhnlichen Sieg im Bodenkampf gegen Jörg Lehmann landete, wuchsen die Chancen auf die Meisterschaft. Doch trotz des 3:0-Vorsprungs sollte es noch einmal spannend werden. Zunächst unterlag Julius Walorski (-73kg) gegen Peyman Rastgou schon nach 20 Sekunden entscheidend. Obwohl danach Lars Liebetrau gegen Alexander Jessen (-66kg) alles versuchte, um den entscheidenden vierten Punkt zu machen, reichte es „nur“ zu einem Unentschieden. Beide Kämpfer hatten sich am Ende völlig verausgabt und waren nicht mehr in der Lage, noch eine entscheidende Wertung zu erzielen. Es blieb also zunächst beim 3:1. Doch es folgte eine zweite Niederlage. Denn auch Stefan Herz (-60kg) hatte gegen Sebastian Wirtz das Nachsehen, als es ihm nicht gelang, den starken Griff seines Gegners im Nacken zu verhindern. Brühl verkürzte damit auf 2:3 und schöpfte wieder Hoffnung auf die Meisterschaft, die mit einem Unentschieden wieder in greifbare Nähe gerückt wäre. Somit musste die Entscheidung im letzten Kampf der Begegnung fallen. In der Gewichtsklasse plus 100 kg stand mit Tobias Ehnes dabei ein „dicker Brocken“ für den über 20 Kilo leichteren Felix Potthoff auf der Matte. Doch Felix setzte den Brühler von Anfang unter Druck und konnte ihn schließlich mit einem tiefen Seoi-nage zu Fall bringen. Im weiteren Kampfverlauf fehlte dann dem Superschwergewichtler die nötige Luft und zum vierten Mal gewann ein Münsteraner entscheidend mit Haltegriff. 20 Sekunden reichten, um nach der vorangegangenen Waza-ari-Wertung den Sieg und damit den entscheidenden Punkt für die JG zu holen. Der Jubel war groß. Doch noch war in puncto Meisterschaft nichts entschieden. Denn zunächst einmal wahrte der Brühler TV mit einem 4:3-Sieg gegen die Drittvertretung der Sport-Union Witten-Annen seine Chance. Für die JG hieß das, noch einmal konzentriert zu Werke zu gehen und gegen den Gastgeber zu gewinnen – möglichst mit zwei oder drei Punkten Unterschied, denn schließlich stand auch noch das Fernduell mit den punktgleichen Hennefern an, die es zur gleichen Zeit in Köln-Porz mit Yamanashi und Bayer Leverkusen II zu tun hatten. Wieder gelang den beiden Jansens mit großartigem Einsatz gegen Thomas Gielda und Tim Eisenblätter mit allerdings schwer erkämpften Ippon-Siegen ein idealer Start, den Johannes von Einsiedel noch einmal zum 3:0 komplettierte, als er kampflos die Matte wieder verlassen konnte, da sein Gegner abschenkte. Im Anschluss aber unterlagen Julius Walorski (-73kg) gegen Jan Schwarz und Darius Beike (-66kg) gegen Thomas Graczyk, so dass es auch diesmal wieder spannend wurde. Doch die bei den Brühlern aufkeimende Hoffnung wurde schnell zerstört, als Superleichtgewichtler Stefan Herz seinen Kampf schon nach 35 Sekunden gegen Jens Malewany mit einem beherzten Seoi-nage beendete. Das war der entscheidende Punkt zum 4:2. Im abschließenden Kampf hatte es Felix Potthoff dann noch einmal mit einem echten Schwergewichtler zu tun. Doch auch der Wittener Marten Krauß musste sich dem Tempo des deutlich leichteren Münsteraners beugen und unterlag nach 3:42 min. nach einem weiteren Seoi-nage. Mit dem 5:2 war den JGlern die Meisterschaft kaum noch zu nehmen, wenn auch die offizielle Bestätigung erst über eine Stunde später auf dem heimischen Parkplatz eintraf. Riesenjubel also über den vor der Saison nicht erwarteten Erfolg.

 

Alle JG-Kämpfer lieferten eine hoch engagierte Leistung ab, so dass am Ende des Kampftages wie auch der ganzen Saison als verdienter Lohn die Meisterschaft zu Buche stand. Entscheidend vor allem auch, dass im Gegensatz zu manchem vergangenen Jahr in dieser Saison die Oberligakämpfer an allen Kampftagen zur Verfügung standen und man fast immer mit kompletter Besetzung antreten konnte. Das war leider nicht immer so. In diesem Jahr aber stimmten Moral und Engagement.