Chronik
Nachdem sich Münster über mangelnde Judoangebote noch nie beschweren konnte, entstand 1998 die Idee eines Wettkampfzusammenschluss, um durchschlagkräftige Mannschaften bilden zu können und die Talente aus den elf Münsteraner Judovereinen zu bündeln. Ende des Jahres fand die Gründung der Judogemeinschaft (JG) statt und die Mitgliedschaft beim NWJV erfolgte. 1999 sollte es dann mit der Arbeit richtig losgehen.
Übergreifend zu den Heimatvereinen wurde wettkampf- und leistungsorientiertes Training – damals noch für die U13 und U15 - angeboten; für Kinder, die öfter als einmal pro Woche und mit wechselnden Partnern trainieren wollten, die mehr möchten, als Breitensport. Das Besondere ist, dass die Athleten ihrem Stammverein verbunden bleiben, dort ihre Beiträge zahlen und ihre Gürtelprüfungen ablegen, sich als Trainerhelfer oder in der Jugendarbeit engagieren. Die JG will auf keinen Fall die einzelnen Vereine und Judoabteilungen in Münster schwächen - weder personell, noch finanziell - indem sie ihnen die guten Judoka „abgreift“, will aber den Sportlern beste Bedingungen schaffen, um sich weiterzuentwickeln. Aber so ganz ohne Einnahmen konnte das Ganze ja nicht funktionieren. Somit erstatten die Mitgliedsvereine am Anfang jeden Jahres der JG die Verbandsabgaben, außerdem werden von ihnen anteilig Mannschaftsstartgelder übernommen. Die JG sorgt dafür für eine zusätzliche Förderung (neben der Ausbildung im Heimatverein) und gibt den Kämpfern die Möglichkeit, an Teamwettbewerben teilzunehmen. In den Presseberichten werden immer die Heimatvereine erwähnt, ohne die es schließlich auch keinen Nachwuchs gäbe. Die JG hingegen bietet keine Anfängerkurse an, kann deshalb auch keine Mittel aus der breiten Masse schöpfen. Trainer werden durch Ergänzungsbeiträge der Eltern bezahlt, die aber bewusst ganz gering gehalten werden, damit sich jede Familie, auch mit mehreren Kindern, das Zusatzangebot leisten kann. Außerdem richtet die JG viele Turniere aus und freut sich über Spenden.
Zwischenzeitlich wurde dann die Anzahl der Nachwuchseinheit von einmal wöchentlich auf zwei erhöht und U17(jetzt U18)-Training (und älter) eingeführt. Somit war nach dem Wechsel in die höhere Altersklasse für die Athleten eine Fortsetzung der intensiven Arbeit gewährleistet. Da einer der U18-Trainer auch in der U15-Einheit tätig ist, wird der Übergang, gerade für den jüngsten Jahrgang, noch einmal erleichtert, da Athlet und Trainer sich schon gut kennen und die Zusammenarbeit nahtlos fortgeführt werden kann. Damit die U14-Einheiten (inzwischen U12 und U15) aber dann nicht irgendwann „aussterben“, führt die JG am Ende eines jeden Jahres eine Nachwuchssichtung für die entsprechenden Jahrgänge aus den Münsteraner und umliegenden Vereinen durch. Hier gilt es, Kinder nicht nur nach ihren Judogrundlagen zu beurteilen, sondern auch nach Bewegungsbegabungen und Anstrengungsbereitschaft zu schauen und ihnen ggf. das JG-Training vorzuschlagen bzw. zu empfehlen. Das A und O ist der gute Trainerschlüssel der JG. Beide Nachwuchseinheiten sind immer mit zwei Trainern bestückt, wobei der eine an beiden Tagen der Woche anwesend ist. Somit können gerade bei den Jüngsten Trainingsinhalte sinnvoll abgestimmt und umgesetzt werden, Fortschritte und Defizite werden schneller erkannt. Die Älteren werden in einer Einheit von zwei Trainern betreut, die zweite findet mit einem Übungsleiter statt. Zusätzlich wurde eine Technikeinheit mit ausgewählten Athleten installiert. Das JG-Team arbeitet nach der Vorgabe des NWJV und im engen Austausch mit den Bezirks- und Landestrainern. So wird den Kindern ab einer bestimmten Leistungsstärke nahe gelegt, die Stützpunkte aufzusuchen. Hier fährt Münster vorzugsweise Bottrop,Witten und Osnabrück an. Auch wird darauf geachtet, dass die Kinder regelmäßig Randoris wie auch (Kader)Lehrgänge besuchen. Die Trainer sind bemüht, diese externen Maßnahmen hin und wieder zu begleiten. Selbstverständlich ist die Turnierbetreuung, Vor- und Nachbereitung (Videoanalyse/Wettkampfberichte), wie auch im Vorfeld das Erstellen einer Wettkampfplanung, wo individuell auf jeden einzelnen Sportler seinem Leistungsstand entsprechend eingegangen wird.
Dieser Umfang ist durch die Trainer, die bei der JG nicht hauptamtlich arbeiten, sondern auch noch Studium, Beruf und Familie zu ihrem Arbeitsfeld zählen, kaum alleine zu bewältigen. Dieses hat die JG schnell erkannt und frühzeitig die Altersklassenbetreuer (AKB) eingeführt. Diese bilden sich aus engagierten Eltern, die dann zu ihren eigenen Kindern auch die Athleten der gleichen Jahrgänge mitbetreuen und mit ihnen in den Altersklassen „mitwachsen“. Sie übernehmen die kompletten organisatorischen Aufgaben, so dass die Trainer entlastet sind. Dadurch entsteht etwas wie ein soziales Gefüge, der AKB ist ein Bindeglied zwischen Athlet und Trainer, zwischen Eltern und Trainer und schließlich manchmal auch zwischen Eltern und Athlet. Schön ist anzusehen, wie die Athleten ihre Zusammengehörigkeit nicht nur durch die einheitlichen Kapuzenpullis und Trainingsanzüge dokumentieren, sondern auch über das Judo hinaus untereinander zahlreiche Freundschaften geknüpft haben. Am Ende hat man die große Judofamilie, die eine Stärke der JG ist, denn es gehören ja auch noch mehr Eltern dazu, als die AKB und Obleute. Man denke nur an die Fahrdienste zu Turnieren und Lehrgängen, an die Hilfe für Turnierausrichtungen und vieles mehr. Auch zählen selbstverständlich die Trainer aus den Stammvereinen dazu, mit denen ein ständiger Kontakt gehalten wird. So haben z.B. die JG-Trainer mehrfach ein Treffen (auf der Matte) mit den Heimtrainern angeboten, wo es darum ging, sich auf einheitliche Trainingsinhalte und -methoden zu verständigen, damit die Kinder, die dann zur JG kommen, alle etwa über die gleichen Judogrundlagen verfügen. Und nicht zu vergessen der Vorstand, der aus dem Geschäftsführer, dem ersten und zweiten Vorsitzenden, dem Kassierer, Jugendwart und Sportkoordinator besteht. Es stehen der JG zwei Trainingsstätten zur Verfügung, eine liegt sehr zentral, die andere etwas ausgelagert, beide werden gut angenommen. Findet das Heimtraining doch eher im Wohngebiet der Kinder und Jugendlichen statt, so lassen sich bei dem übergreifenden Training längere Anfahrtswege nicht immer für jeden vermeiden. Die Eltern, deren Unterstützung sehr wichtig ist, organisieren daher auch hier kräftig Fahrgemeinschaften.
Befasste sich die JG in den ersten Jahren hauptsächlich mit dem wöchentlichen Training und internen Lehrgängen, so passiert inzwischen jenseits der Judomatte auch eine Menge. Außersportliche Maßnahmen finden bei der JG zwar seltener statt, dieses soll vornehmlich den Heimatvereinen überlassen werden, als deren Konkurrenz sich die JG ganz und gar nicht sieht. Somit kann sich die JG auch mehr auf andere Ziele konzentrieren, nämlich ihre Athleten sportlich weit nach vorne zu bringen. Natürlich gibt es auch mal ein Grillfest für alle Mitglieder sowie gemeinsames Wasserskifahren oder Trampolinspringen als Teambuildingsmaßnahmen, dennoch beziehen sich Aktionen außerhalb des Dojos eher auf den Bereich der (Gesundheits)Förderung. Hier spielen unter anderem Kraftsport eine Rolle, dem im besten Falle eine Muskelfunktionsdiagnostik vorausgeht, wie auch Fortbildungen z. B. in Sachen Ernährung; alles natürlich immer unter Berücksichtigung des Athleten in seiner gesamten familiären und schulischen Situation. Denn Judo soll nicht zur Belastung werden, im Gegenteil, Judo soll auch attraktiv sein und Spaß machen. So hat die JG auch immer mal als Highlights hochkarätige Referenten für Lehrgänge nach Münster geholt, die auch von umliegenden Vereinen gerne besucht wurden. Ebenso sind Athleten aus dem Umland immer eingeladen, in den Einheiten der JG mitzutrainieren, was als Bereicherung empfunden wird. Einige externe Vereine haben sich sogar schon der JG angeschlossen. Sieht sich die JG als Ausbilder im Kinder- und Jugendbereich, so gibt es auch für die Erwachsenen die Möglichkeit, sich auf der Matte zu beweisen, denn die JG stellt Ligamannschaften für Frauen und Männer, so bleibt der eine oder andere dem Judosport länger erhalten. Die JG profitiert hier auch von der hohen Anzahl an Studenten in Münster, die sich gerne einem Team anschließen (hier besteht eine Kooperation mit dem Hochschulsport). Außerdem werden die älteren Jugendlichen frühzeitig integriert, so dass sie längerfristig an den Verein gebunden werden. Betreut und organisiert werden die Teams durch die Obleute der JG. Manchmal bleibt neben dem ganzen Wettkampfgeschehen noch Zeit für einige Projekte, wie z. B. Trainingseinheiten mit Behinderten, die sowohl für die Judoka der JG als auch für die Schüler einer Sonderschule in Münster eine schöne Erfahrung waren. Oder ein Randori-Tag mit eingeladenen Judoka aus einem holländischen Verein, der den Kindern beider Seiten viel Spaß gemacht hat. Längst haben sich auch die Kooperationslehrgänge mit einem luxemburgischen Verein etabliert, die im Wechsel in Münster und in Beaufort stattfinden und in der Regel vier Tagen dauern.
Die JG Münster zählt mit ihren im Schnitt 85 Aktiven gewiss nicht zu den mitgliederstärksten Vereinen. Und da sie sich, wie bereits erklärt, nicht über übliche Mitgliedsbeiträge finanziert, ist die JG auch kein reicher Verein. Dennoch gehört sie sicherlich mit zu den erfolgreichsten Vereinen im Bezirk. Die JG kann zahlreiche Medaillen auf Westdeutschen Meisterschaften vorweisen, seit 2001 gab es sogar jedes Jahr mindestens einen Titel auf dieser Ebene. Jahrelang war die JG in den Top Ten der NWJV-Nachwuchsrangliste zu finden. Die Teilnahme an Deutschen Meisterschaften, Erfolge auf Bundesebene, internationale Platzierungen, alles das sind die Früchte jahrelanger, kontinuierlich guter Arbeit. Regelmäßig sind Athleten im Bezirkskader vertreten, einige schafften den Sprung in den Landeskader - und das muss das Ziel sein. Wie auch die ständige Weiterentwicklung und Qualifizierung des Trainerteams, zu dem gegenwärtig vier Trainer gehören. Einige haben die JG schon selbst als Athlet erlebt, ein anderer ist derzeit Bezirkstrainer oder war ehemaliger Landestrainer. Alle bringen auf jeden Fall eine große Menge an Erfahrung mit, die nicht nur in den hohen Trainerlizenzen zu bemessen ist, sondern auch aus der eigenen Wettkampfvergangenheit resultiert. Sportlehrer und Sportstudenten als Trainer zu haben, schafft zusätzlich noch eine gute Voraussetzung, um das heute moderne und ganzheitliche Judo optimal zu unterrichten - inhaltlich, aber auch mit dem nötigen pädagogischen Know-How.
Nachzulesen ist alles, was in der JG passiert, in der Judozeitung, welche der Verein zweimal im Jahr herausbringt. Diese ist als eine Art Chronik zu verstehen, in der alle Erfolge, alle Maßnahmen und alles Wissenswerte aus Judo-Münster zusammengefasst ist. Hier haben auch die Kinder und Jugendlichen die Gelegenheit, z.B. über das Erlebte in der Sommerschule Hennef oder über Erfahrungen bei einer Trainerassistentenausbildung zu berichten, was auch als Werbung für diese Events dienen soll. Zudem hatte die JG Anfang 2013 auch endlich ihren Internetauftritt.